Gestern war ich seit langem mal wieder richtig draußen.

War zwar eher ein Spaziergang, aber sehr lang und vor Allem nicht die Runde ums Dorf wie in letzter Zeit, sondern dort, wo es Wiesen gibt, Bäume wachsen, Blumen blühen und Insekten fliegen.

Denn obwohl wir auf dem Land leben, eigentlich in einem Dorf, kann bei uns von Natur nur mehr insofern die Rede sein, als natürlich alles irgendwie Natur ist, was wächst und lebt. Abgesehen von einem sehr kleinen Bereich um unser Haus hat die Landwirtschaftsindustrie alles fest im Griff. Jedes Jahr werden die Bäume weniger, die Felder größer und eingeebneter, jeder Weg ist asphaltiert und die letzten Bäche wurden schon vor Jahren zugeschüttet. Jeder pflügt bis zum Straßenrand und zwischen den Feldern gibt es nicht einmal mehr soviel Grasnarbe, dass man drauf gehen könnte. Auch die kleinen Vegetationsinseln, die es früher gab, mit Büschen und Sträuchern, sind längst verschwunden. es gibt tatsächlich bei meiner Schwester, die eigentlich in Stadtnähe wohnt, wesentlich mehr Bienen und sonstige Insekten als bei uns, dabei gibt es in der Nachbarschaft einen Hobbyimker.

Diese Entwicklung beobachte ich schon seit Jahren, in den letzten Wochen ist sie mir wohl deshalb so ins Auge gesprungen, weil ich im vorigen Jahr kaum hier bei uns unterwegs war, da fällt dann noch mehr auf, was wieder alles verschwunden ist. Ich bemühe mich immer sehr darum, zu sehen, was ich habe und dafür auch dankbar zu sein, aber manchmal komme ich nicht darum herum, einfach darüber traurig zu sein, was in so kurzer Zeit nur hier auf diesem kleinen Fleckchen zerstört wurde.

Manchmal frage ich mich dann, ob wir den Point-of-no-Return in manchen Bereichen nicht schon überschritten haben, ohne es zu merken.

 

a.