Seit ich denken kann, stelle ich mir öfter mal die Frage, ob es denn DAS „Richtige“ gibt bzw. geben kann und ob es überhaupt möglich ist, ihm auch immer zu folgen.

Gerade in den letzten Wochen hat mich das wieder ziemlich beschäftigt. Konkret und in der Folge natürlich auch grundsätzlich.

Damit meine ich jetzt nicht nur die Tatsache, dass wir Entscheidungen ja immer aus einer Situation heraus treffen, uns dabei auf bestimmte Informationen stützen, die gerade zur Verfügung stehen, manchmal Zeitdruck (echter oder eingebildeter) eine Rolle spielt und oft auch noch persönliche Befindlichkeiten das Ergebnis beeinflussen. Im Rückblick sieht dann klarerweise alles ein wenig anders aus und da kann es dann schon passieren, dass man anfängt, den einen oder anderen Zweifel zu entwickeln. Glücklich die Menschen, die fähig sind, Geschehenes einfach als solches zu akzeptieren. Wäre eigentlich das einzig Hilfreiche, denn Vergangenes kann man nicht ändern und niemand weiß, wie sich die Dinge entwickelt hätten, wäre die Entscheidung eine andere gewesen. Keineswegs bedeutet das, dass man nicht aus vermeintlichen oder tatsächlichen Fehlern lernen sollte, dass es nicht sinnvoll und oft fast unerlässlich ist, sich mit Dingen, die, in der Rückschau betrachtet, als nicht wünschenswert oder einfach falsch erscheinen, auch auseinanderzusetzen.

Genau diese Auseinandersetzung meine ich.

Denn die beschäftigt sich ja letztlich mit der Frage, ob die Entscheidung die wir getroffen haben, und das Ergebnis, das sie bewirkt hat, übereinstimmt mit dem, was wir für (eben!) richtig halten.

Und da wird es ganz schnell schwierig. Zumindest für mich. Natürlich habe ich persönliche Richtlinien, Dinge, die ich (hoffentlich!) niemals tun würde, Sachen, die mir immer wichtig sind, usw.. Wie Jede/r andere eben auch.

Aber ich bin auch neugierig, lese viel, höre gerne zu, versuche immer, etwas dazu zu lernen und denke über andere Meinungen nach. Und ich beobachte eigentlich fast immer mich selbst und meine Reaktionen. Wenn man das tut, stellt man irgendwann fest, dass es Denkweisen gibt, denen man tatsächlich überhaupt gar nicht folgen kann - denkunmöglich nenne ich das. Dabei gibt es zwei Arten: Sachen, die ich mir gar nicht vorstellen kann und solche, die ich schlicht und einfach mit meinem Bild der Welt nicht in Einklang bringen kann. Kennt sicher auch Jede/r. Was dabei für mich bemerkenswert ist, ist die Tatsache, dass diese Denkunmöglichkeiten für jeden Menschen andere sind. Die Gründe dafür sind ohne Zweifel vielfältig: kultureller Hintergrund, Bildung, persönliche Lebensgeschichte, und, und, und......Aber auch eine konkrete Situation kann großen Einfluss haben: ist ja nicht egal, ob z.B. die Existenz von einer Entscheidung abhängt oder jemand in Gefahr ist.

Der Punkt ist: vor diesem Hintergrund gibt es für Jede/n genau genommen ein anderes „richtig“ und manchmal ist es sogar noch kontextabhängig.

Schon klar: deshalb haben wir gesellschaftliche Konventionen eingeführt, Gesetze gemacht und uns auf allgemeine Regeln im Umgang miteinander geeinigt. Aber die sind eben nicht überall gleich. Außerdem sollten wir nie darauf vergessen, dass sie sich tatsächlich auch mit der Zeit ändern. Dazu muss man nicht Jahrhunderte zurück gehen, was vor sechzig Jahren ein strafbarer Tatbestand war, ist heute völlig normal. Und gerade jetzt zeigt sich außerdem, wie schnell sich auch das, was wir als angebracht, angemessen oder eben gut und richtig empfinden, verändern kann, in die eine oder andere Richtung.

Es ist sicher wichtig, für sich selbst Richtlinien zu finden, Grenzen zu haben, die man nicht überschreitet und Wichtigkeiten, die man nie außer Acht lässt, damit man in schwierigen Situationen zumindest ein wenig Orientierungshilfe hat.

Dennoch stellt sich für mich immer wieder die Frage: wie ist das also mit „richtig“?

a.