Dass die Wahrnehmung von Zeit relativ, individuell unterschiedlich und oft von Befindlichkeiten beeinflusst ist, ist ja nichts Neues. Wir alle kennen das Beispiel vom Zahnarzt im Gegensatz zum Tanzen oder einer sonstigen erfreulichen Beschäftigung.

Gerade jetzt zeigt sich die Richtigkeit dieser These wieder ziemlich stark. Während es die Einen nahezu problemlos schaffen, in einer gewissen Zeitlosigkeit allen möglichen Dingen nachzugehen, die schon lange zu kurz gekommen sind, fällt vielen Anderen die Decke auf den Kopf, weil die Zeit nicht vergehen will und sich nicht sinnvoll füllen lässt.

Aber besonders spannend finde ich das Phänomen, dass Manche gar nicht mehr wissen, wieviel Zeit wir in dieser besonderen Situation bereits verbracht haben.

Am Dienstag hörte ich den Satz: „Man hat den Menschen jetzt acht Wochen lang gesagt, sie müssten zu Hause bleiben.“  Naja, kann jeder selbst nachrechnen. Oder einfach im Kalender blättern und zählen reicht auch.

Oder dass Mitte März schon Dinge klar gewesen wären. Soweit ich mich erinnere, haben da gerade mal die Maßnahmen begonnen und es gab noch genug derer, die meinten, das alles sei nicht notwendig. Und meine Erinnerung trügt mich nicht, denn die Hälfte meiner persönlichen Jahresfeste fällt in den Frühling und ich musste alles absagen, also weiß ich, wann das war.

Manchmal entsteht sowas wahrscheinlich aus dem Gefühl, dies alles dauere schon endlos lange, aber immer bin ich mir da nicht sicher. Und nicht immer sind diese Äußerungen unwichtig, denn manchmal kommen sie auch von Menschen, deren Meinung viele beeinflusst. 

Da kann man nur hoffen, dass nicht nur ich, sondern auch Andere nicht nur genau zuhören, sondern auch hin und wieder mal nachrechnen (z.B).

Für mich persönlich stellt sich dann allerdings auch noch die Frage, wie ernst ich die sonstigen Ansagen von Menschen nehmen darf und soll, die schon mit der Zeit so sorglos umgehen.

a.