Auch so eine Zeiterscheinung, allerdings keine neue: es muss immer jemand die Schuld haben.

Egal, was passiert, wie unvorhersehbar oder unvermeidbar, es muss Jemanden geben, den man dafür bestrafen kann. Paradoxerweise führt das dazu, dass niemand mehr bereit ist, für etwas Verantwortung zu übernehmen. Wenn irgendwo Dinge schief gehen, ist das Erste, das man von allen Beteiligten zu hören bekommt: „Ich war´s nicht!“ Dadurch lässt sich sehr oft nicht feststellen, wie oder warum etwas passiert ist und in der Folge auch nicht, wie man zukünftig das gerade Geschehene vermeiden könnte. Dieser Fokus auf der Suche nach Sündenböcken verhindert oft die Aufklärung von Sachverhalten und wirkliche Verbesserungen.

Damit meine ich keineswegs, dass Menschen, die aus Überheblichkeit, Gier, Machtbesessenheit, Geltungssucht oder Ignoranz Schaden anrichten, nicht zur Rechenschaft gezogen werden sollten. Ganz im Gegenteil: es ist äußerst wichtig, solchen Leuten das Handwerk zu legen.

Aber manchmal passieren Dinge durch Verkettungen unglücklicher Umstände oder auf Grund von Fehleinschätzungen oder fehlender Informationen. Dann wäre es wichtig, zu klären, wie man Wiederholungen vermeiden könnte, indem man Abläufe nachvollzieht und Verbesserungen sucht, was leichter fällt, wenn man Verantwortung von Schuld trennt. 

Dann gibt es natürlich auch noch das, was wir gerne Schicksalsschläge nennen, da wird es dann schnell ganz eng mit der Schuldsuche und ziemlich schlimm, wenn man davon nicht ablassen kann.

Meine Mutter sagte gerne: „Das Leben ist lebensgefährlich!“ Das war keine Warnung, keine Angstmacherei und auch keine resignierte Ansage, es war einfach eine Feststellung, die klar machte: man kann nicht alles kontrollieren und planen und niemand ist jemals vor (manchmal auch bösen) Überraschungen gefeit.

Das sollte uns weder resigniert alles hinnehmen noch uns vor lauter Furcht erstarren lassen, bei richtiger Betrachtung kann es entspannter machen, denn „Shit Happens!“ aber eben alles mögliche Andere auch.

a.